Ein muß für schlechtes HTML
- Das
Wichtigste zuerst: Lesen Sie keine Anleitungen, FAQs, Readme - Files zu HTML. Reine
Zeitverschwendung. In den Newsgroups und Foren gibt es genug kompetente Leute, die mit
großer Geduld immer wieder dieselben einfachen Fragen beantworten. Völlig kostenlos noch
dazu! Konsequenterweise sollten Sie an dieser Stelle aufhören zu lesen. Wer trotzdem
weiterliest, macht das auf eigene Gefahr. Eltern haften für Ihre Kinder.
- Benutzen
Sie immer die allerneuesten Tags, die möglichst nur die alleraktuellsten Brauser
beherrschen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die Informationen, die Sie anbieten, ein
breites Publikum erreichen sollen. Nur so werden sich alle immer die neuesten
Beta-Brausers holen und die Entwicklung wird rasant vorangetrieben. So kann zur Zeit
nur der Netscape Navigator 4 beta (Communicator) den <LAYER> - Tag,
mit dem man Fensterbereiche übereinander plazieren kann. Genauso verhält es sich mit dem
<IFRAME> - Tag, mit dem dasselbe beim Microsoft Explorer möglich
ist. Die beiden Brauser gibt es schon seit geraumer Zeit. Genug Zeit zum Updaten. Die
neuen Tags sofort verwenden!
- Empfangen
Sie Ihre Besucher mit einer schönen Frames - Seite. Verzichten Sie auf komplizierte <NOFRAME>
Bereiche, die den Besucher nur in Verwirrung stürzen. Wer keine Frames kann, muß sich
entsprechenden Brauser eben besorgen. Siehe auch nächster Tip.
- Breiten
Sie auf der ersten Seite eine große Zahl möglichst animierter Buttons aus, die zu den
Sites mit allen verschiedenen Brausern führen, mit denen Ihre Seite am besten betrachtet
werden soll. Sie beweisen damit, wie toll Sie sich in der Szene auskennen. Vergessen Sie
auch nicht, den Verweis dann auf die Hauptseite der Firma und nicht etwa auf die
Downloadseite zu setzen. Der Besucher ist Ihnen dankbar, wenn er sich ausführlich durch
viele Verzeichnisebenen klickern darf, bevor er dann tatsächlich den Brauser seiner Wahl
downloaden kann.
- Benutzen
Sie viele und große Grafiken. So muß sich kein Brillenträger mit briefmarkengroßen
Abbildungen die Augen belasten und Sie können Ihr grafisches Talent voll präsentieren.
Nebenbei wird so der Druck auf alle Beteiligten erhöht, endlich für mehr Bandbreite im
Netz und damit Übertragungskapazität zu sorgen.
Speichern Sie Ihre Grafiken grundsätzlich mit voller Farbtiefe und möglichst geringer Kompression. Schließlich soll ja die volle Qualität beim Betrachter ankommen. Jeder ist selbstverständlich bereit, dafür lange Ladezeiten in Kauf zu nehmen. Bestimmt!
- Codieren
Sie keine Sonderzeichen und Umlaute. Schreiben Sie ohne dieses lästige ä oder
ß frisch von der Leber weg. Wenn Ihre Besucher Ihre Seiten ohne Zeichensalat
lesen wollen, sollen sie gefälligst das gleiche Betriebssystem und denselben Zeichensatz
benutzen wie Sie. Denn Ihres ist zweifellos das optimale Computersystem. Sonst würden Sie
es ja nicht benutzen, oder?
- Verwenden
Sie zur Navigation immer große Imagemaps und verzichten Sie darauf, Verweise alternativ
auch als Text anzubieten. Die Textzeilen stören Ihre mühevolle Gestaltung und der
Betrachter klickt sich womöglich weiter, noch bevor die Grafik ganz geladen ist. Auf
jeder Seite sollte eine komplette neue, schöne große Imagemap - leicht verändert - die
Navigation übernehmen.
Wenn Sie die Begrüßungsseite ausschließlich mit einer Imagemap ohne eine Zeile Text gestalten, können Sie ruhig ausnahmsweise einen grafischen Link auf eine Textversion einbauen. Ihr guter Wille wird erkennbar, das reicht vollkommen aus. Es ist absolut unerheblich, daß der Link von Text-Brausern und solchen mit abgeschalteter Grafikoption weder angezeigt wird noch anklickbar ist.
- Bauen
Sie so viele Animated Gifs und Java Applets ein wie nur möglich. Das Netz krankt immer
noch an seiner statischen Präsentation. Bringen Sie ein bißchen Bewegung in den Laden!
Je mehr gleichzeitig zu sehen sind, desto besser. Siehe auch Regel 14.
- Ganz
oben auf der ersten Seite muß ein - möglichst animiertes - Baustellenschild plaziert
sein. Zumindest müssen Sie den Besucher frühestmöglich darauf hinweisen, daß die
kommende Site "Under Construction" ist und dauernd geändert wird. Denn das ist
absolut ungewöhnlich im WWW.
- Die
Statuszeile der Brauser ist ein prima Platz für Zusatzinformationen, die nicht auf die
Seite passen. Es gibt so viele JavaScripten zur freien Verfügung. Ein schöner langer
Scrolltext bringt die Info ohne Umwege direkt zum Betrachter. Wer will schon wissen, ob
und wie lange noch nachgeladen wird oder wie die URL des Verweises ist, über den man mit
dem Mauszeiger fährt? Kein Mensch.
- Vereinfachen
Sie die Navigation innerhalb eines Dokumentes, indem Sie auf jegliche internen Links
verzichten. Fürs Blättern gibt es schließlich die eingebauten formschönen Buttons des
Brausers, zum Scrollen dient die gleichnamige, serienmäßig mitgelieferte Leiste rechts.
Wozu den Leser mit internen Links, wie "zurück zum Seitenanfang" verwirren?
- Lassen
Sie bei Bildreferenzen die Angabe zu Breite, Höhe, und alternativem Text im <IMG>
- Tag weg.
Erstens weiß das Bild selber, wie groß es ist und Sie können sich die Arbeit sparen. So gerät auch das HTML-Dokument kompakter und wird schneller geladen.
Zweitens werden die Netscape-Programmierer zusätzlich unter Druck gesetzt, JavaScript endlich ohne die lästigen <WIDTH=...> und <HEIGHT=...> funktionieren zu lassen.
Drittens steht dann Ihr Text immer dicht zusammen und springt lustig auseinander, wenn die dazwischen liegende Grafik geladen wird. Noch ein Beitrag zu mehr Bewegung im Netz.
- Vor
allem bei Grafiken, die als Verweis-Buttons dienen, ist es enorm wichtig, die <ALT=...>-Angabe
(die erscheint, wenn die Grafik nicht geladen ist - aber das wissen Sie ja) wegzulassen.
Sonst könnte ja jemand auf die Idee kommen, auf einen Button zu klicken, der noch gar
nicht geladen ist und Ihre ganze Arbeit für diesen Button wäre für die Katz.
- Benutzen
Sie so viele Gimmicks und Frames wie nur irgend möglich. Das bringt den Betrachter nicht
in die Verlegenheit, sich auf irgend etwas konzentrieren zu müssen. Er kann vielmehr
alles auf einmal genießen.
- Eine
hohe Zahl möglichst kompliziert geschachtelter Frames mit Kreuz- und Querverweisen und
ständigem Nachladen beweist allen Besuchern, wie sehr Sie die Fähigkeit haben, komplexe
Materie zu durchdringen und zu beherrschen. Viele Aufträge als Webdesigner sind Ihnen
sicher.
- Verwenden
Sie immer bei Frames den <NORESIZE> tag. Es ist eine Frechheit von
Seitenbesuchern zu glauben, sie könnten die geniale Bildschirmaufteilung des Autors
ändern. Schließlich haben Sie sich was dabei gedacht! Jeder ist selber schuld, wenn er
mit vorsintflutlichen 14 Zoll Monitoren arbeitet und daher die Grafiken nicht ganz im
Fenster angezeigt bekommt oder jede Zeile einzeln scrollen muß.
- Verwenden
Sie in zentralen Aussagepunkten möglichst viele(!) Ausrufezeichen!!! Nur so(!) können
Sie erreichen, daß zentrale Aussagen niemals(!!!) übersehen werden!!!!!!
- Text
muß , damit er gelesen wird.
zumindest ein die durch
stetiges auf sich ziehen. Sie das
Weiterklicken , wenn Sie auch die lassen.
sozusagen.
- Schreiben
Sie immer für einen bestimmten Brauser; verraten sie aber nicht für welchen. So gewinnen
Sie auch die Freunde des interaktiven Agierens, die das bewußte Herausfinden von
Inkompatibilitäten schätzen und oft bei Ihnen vorbeischauen. Nebenbei lernen die
Besucher noch, was ihr Brauser alles nicht kann und haben beim nächsten Mal bestimmt den
richtigen dabei.
Benutzen Sie ungeniert Grafiken, Fotos, JavaScripts und Applets von anderen Seiten und machen Sie sich keine Gedanken über Copyrights. Die sind nur was für Langweiler, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Nur die "Link me" Buttons können Sie rechts liegenlassen. Wer will die schon?
- Entwerfen
Sie immer für eine bestimmte Bildschirmauflösung. Am besten 1280 x 1024. Sie gewinnen
Gestaltungsfreiraum. Machen Sie sich keine Gedanken über Leute mit kleineren
Bildschirmen. Diese sind nur noch sehr vereinzelt anzutreffen; zudem gibt es ja die
horizontale Scrolleiste.
Nutzen Sie ausgiebig das horizontale Scrolling. Diese besondere, aus unverständlichen Gründen recht seltene Art der Bildschirmaufteilung zieht Betrachter ganz besonders in ihren Bann. Je häufiger beim Lesen einer einzigen Zeile der Text über den Bildschirm gezogen werden muß, desto größer die interaktive Herausforderung und damit Freude beim Leser. Präformartierter Text bietet sich wunderbar dazu an. Oder auch Riesentabellen. Und als Schmankerl noch ein paar Grafiken? Gerne!
- Verschleiern
Sie nach besten Kräften die inhaltliche und logische Struktur Ihrer Seiten. Nichts
verwirrt den Besucher mehr als ein klares Konzept. Schließlich ist das Netz ja auch
chaotisch und unstrukturiert aufgebaut. Da können Sie nicht einfach einen Kontrapunkt
setzen.
- Wenn
Sie eine Linkseite einbauen, überraschen Sie Ihre Besucher mit Verweisen zu Suchmaschinen
wie Alta Vista und Yahoo. Die kennen die allerwenigsten und sind Ihnen
dankbar für die Orientierungshilfe. Oder, noch besser: Plazieren Sie die Links gleich auf
der Einstiegsseite, ganz oben. Denn der Grund für den Besuch Ihrer Seite ist bestimmt
immer der, sofort zu den schicken Suchmaschinen zu entschwinden.
- Ihre
internen Links sollten Sie so unauffällig oder wenigstens so rätselhaft wie möglich
präsentieren. Einige überraschende Verweise tragen ganz erheblich zur Attraktivität der
Seiten bei.
- Bauen
sie oft Riesendokumente, die lange Ladezeiten benötigen. Unterlassen Sie es bitte, darauf
hinzuweisen, daß dem Verweis ein umfangreiches Dokument folgt. So nehmen Sie dem Besucher
nicht die Vorfreude auf einen gelungenen Download. Auch wenn Sie eine Datei zum Download
anbieten, ist es nicht nötig, deren Größe zu nennen. Wozu gibt es schließlich moderne
Brauser, die die Downloadzeit kalkulieren?
- Verwenden
Sie bei jeder Gelegenheit viele unterschiedlich große und farbige Fonts. Die Lesbarkeit wird enorm verbessert, Sie erreichen eine
gesteigerte Aufmerksamkeit, mehr Lesefreude und der Betrachter freut sich zu sehen, wie
viele Farben es doch gibt.
Wenn Sie die Schrift dann auch noch lassen,
wird die Begeisterung keine Grenzen kennen.
- Alternativ
können Sie auch auf jegliche farbige und strukturelle Gestaltung verzichten. Ein
schönes, harmonisches Grau mit leuchtend schwarzer Schrift schafft einen gediegenen
Kontrapunkt zu all der verkrampften Buntheit im Netz. Verzichten Sie dann auch auf
jegliche Formatierung, auf Absätze, Gliederungspunkte und Unterteilungen. Es geht doch
nichts über einen gepflegten Textblock über 927 Zeilen. So ziehen Sie den Leser
garantiert in Ihren Bann
- Gestalten
Sie öfter mal monochrome Seiten. Graue Schrift auf schwarzem Hintergrund ist zum Beispiel
eine enorm augenschonende Kombination. Passen Sie gerne auch mal die Farbe der Links der
des Hintergrundes an. Die Optiker Ihrer Besucher werden es Ihnen danken.
- Kleben
Sie eine schöne weißgraue Rauhfasertapete als Seitenhintergrund auf. Wie in Ihrem
Wohnzimmer. Sowas hat sonst niemand. Man fühlt sich gleich wie zu Hause. Oder eine wilde,
psychedelische Komposition. Schließlich sind die siebziger mega-in, nicht wahr?
- Machen
Sie keinen Offline - Probelauf ihrer WWW - Site. Die Pop-up Fenster der Fehlermeldungen
bei JavaScript und bei fehlenden Grafiken haben einen ganz eigenen, ästhetischen Reiz,
den Sie Ihren Besuchern nicht vorenthalten sollten. Ein überraschender Link auf eine
nichtexistente Seite oder in ein fremdes Frameset bringt immer wieder außergewöhnliche
interaktive Momente in das Geschehen.
- Wenn Sie Pages auf CD oder
Diskette weiterverbreiten, vielleicht sogar auf PC weltweit, kümmern Sie
sich nicht um eingebaute Images. Die brauser-eigenen "hier fehlt ein Bild" -
Platzhalter sieht man so selten, daß alle Empfänger furchtbar dankbar sein werden,
dieses ästhetische Erlebnis wieder einmal genießen zu dürfen. Nebenbei, Sie sparen
massig Platz auf dem Datenträger; das ist besonders wichtig bei der knappen
Speicherkapazität von CDs.
- Mischen
Sie die Schreibweise bei Verweistags schön bunt; mal groß, mal klein. Sie haben es auf
einem Windows Rechner wunderbar einfach - denn dort wird zwischen Groß- und
Kleinschreibung von Dateinamen nicht unterschieden und die Links funktionieren tadellos -
und bereiten dem Unix - Betrachter die Freude, nicht funktionierende Links
nachzubearbeiten. Unix unterscheidet sehr wohl zwischen Groß- und Kleinschreibung von
Dateinamen. Sie werden viele Freunde gewinnen, denn Unixxer sind für ihre Bastel- und
Tippfreudigkeit bekannt. Die gleiche Freude können Sie auch Ihren Besuchern mit anderen
Systemen machen, wenn Sie Ihr Zuhause erstelltes Projekt auf einen Unix Server legen. Und
das sind fast alle.
-
Beantworten Sie jeden negativen Kommentar zu ihrer Seite mit Verständnislosigkeit. Machen
Sie die Software des Schreibers für schlechtes Anzeigen oder Funktionieren Ihrer Seite
verantwortlich, stellen Sie seine Kompetenz in Internet-, Computer- und Lebensbelangen
generell in Frage oder schreiben Sie gleich eine Haßmail; schließlich sind die anderen
alle Idioten.
- Alternativ
können Sie auch auf jeden Mailto - Button verzichten. Sie demonstrieren damit mit
gelassener Ruhe, wie sicher und selbstverständlich Sie die hohe Qualität Ihrer Seiten
beurteilen. Wer braucht schon Feedback vom Volk?
Wenn sich es denn gar nicht vermeiden läßt, gestalten Sie den Mailto - Link so aufwendig wie nur möglich. Ein paar Java-Applets mit fliegenden Briefen, Hunden oder Klobürsten, gern mit ein paar Animated Gifs kombiniert wird nur die Profis ermutigen, Ihnen ein paar Lobesworte zu spenden. Die popeligen Amateure mit weniger als 64 MB RAM stürzen garantiert vorher ab.
- Verzichten
Sie auf Meta - Informationen im Header. Die werden schließlich nicht angezeigt. Die
Suchmaschinen, die die ersten 200 Zeichen eines Dokumentes indizieren und als Suchergebnis
präsentieren, werden jedem stolz Ihren JavaScript - Code oder bei Frames gar nix
anzeigen. Der Suchende weiß dann sofort, daß da ein Profi am Werk ist und macht sich
unverzüglich auf die Socken zu Ihrer Seite. Auch wenn er keine Ahnung hat, was da
draufsteht. Bestimmt!
- Plazieren
Sie einen Besucherzähler ganz oben auf der Seite. Vor allem Zähler mit grafischen
Ziffern brauchen oft ein gediegenes Weilchen, um den Zählerstand zu übertragen. Oder, um
ein freundliches "Busy" anzuzeigen. Der weitere Seitenaufbau wird schön
verlangsamt, manchmal gar gestoppt. Eine willkommene Gelegenheit für Ihren Besucher, mal
wieder über den Sinn des Lebens zu meditieren, ohne durch einen fortschreitenden
Seitenaufbau gestört zu werden. Zudem wird der Besucher gleich zu Beginn mit der
Information versorgt, die ihn am allermeisten interessiert.
- Teilen
Sie Ihren Besuchern mit, daß sie jetzt endlich da sind - auf Ihrer Seite. Hierzu benutzen
Sie am besten eine schöne, knackig bunte, große Grafik ganz mutterseelenallein auf einer
Begrüßungsseite. Welches Bild, ist völlig egal. Am besten ist es, wenn diese Grafik
nichts mit dem Thema der Seite selber zu tun hat. Einen kleinen Hinweis, wo zum
Weiterkommen hinzuklicken ist, können Sie, müssen sie aber nicht einfügen. Wer das
nicht rauskriegt, hat auf Ihrer Site sowieso nix verloren. Wo jeder eine Imagemap
erwartet, überraschen Sie Ihre Besucher mit einem, äh, Bild. Nur so.
Endlich wird die Bandbreite mit Sinnvollem und Kreativem gefüllt! Diese Nummer ist ganz besonders beliebt bei Werbeagenturen. Und Grafikern. Und Grafikhochschulen. Und das sind schließlich die Profis, die haben´s drauf. Also sofort nachmachen.
- Wenn
Teile Ihrer Site noch nicht fertiggestellt sind, lassen Sie sich das nicht anmerken. Es
ist viel spannender, wenn der Besucher selber feststellt, daß hinter jedem Button
dieselbe "Noch-nicht-fertig" Seite kommt. Wenn Sie die Besucher besonders
erfreuen wollen, gestalten Sie diese Seite so aufwendig, daß sie erst nach dem Laden
einer üppigen Grafik merken, daß es sich um einen Baustellenhinweis handelt.
- Betonen
Sie bei jeder Gelegenheit, daß Sie etwas ganz besonderes und "anderes"
anzubieten haben. Wenn sie das nicht tun, merkt es womöglich keiner. Vor allem dann, wenn
Sie Webdesigner sind.
- Gestalten
Sie Dokumente ohne eine einzige Zeile Text. Endlich können Sie sämtliche Restriktionen
dieser altertümlichen, prähistorischen Seitenbeschreibungssprache vergessen und Ihr
grafisches Talent voll ausleben. Kein langweiliger Standard-Times-Font mehr, plazieren Sie
den Text in der Schrift Ihrer Wahl auf der Seite. Sie können so Grafiken
und Text optimal aufeinander abstimmen. Elegant ist es, wenn Sie auf <ALT>-
und <WIDTH>-Angaben verzichten. Dann werden nämlich diese
häßlichen leeren Rahmen nicht angezeigt, wenn die Grafik noch nicht geladen ist (Siehe
auch Regeln 12 und 13) und die Grafiken haben genug
Raum, um zu wirken.
Der Besucher freut sich maßlos, denn er darf voller Erwartung den kompletten Aufbau der Seite erwarten, ohne sich vorher mit der Aufgabe konfrontiert zu sehen, sich auch nur ansatzweise orientieren zu müssen.
- Rechtschreibung
ist driviahl. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie ein Wort geschrieben wird, schreiben
sie es einfach soh, wie es geschprochen wird. Durch die Rächtschraibreform kennt sich eh
keiner mehr aus und Sie sind fein raus. Es braucht Ihnen wirklich nicht peinlich zu sein,
"Standart" statt "Standard" zu schreiben. Wörterbücher sind out und
die Wörter CD Roms viel zu teuer. Wenn Sie doch einmal erwischt werden, beherzigen Sie
einfach Regel 34
- Verschweigen
Sie nichts, schon gar nicht Ihre interessanten Hobbys, die Schuhgröße Ihrer Freundin,
die Farbe des Wohnzimmerteppichs, den Durchmesser Ihrer Lieblingsherdplatte. Auf solche
Informationen kann die Netzgemeinde mit Fug und Recht stolz sein.
- Packen
Sie ihre gesamte, große Seite in einen einzigen Tabellenrahmen. Sie erreichen damit nicht
nur eine schicke Formatierung mit eleganten Seitenrändern, sondern ermöglichen dem
Besucher auch, sich zwischendurch anderen, wichtigen Tätigkeiten zu widmen, denn der
Tabelleninhalt wird immer erst dann gezeigt, wenn der komplette Inhalt der Tabelle geladen
ist. Bei großen Seiten und ebenso großen Tabellen ermuntern Sie so Ihre Besucher, wieder
mal eine Reinigung des Bildschirmes vorzunehmen, während er die leere Mattscheibe
anstarrt, denn dann fällt der Schmuddel ganz besonders ins Auge. Sie leisten einen
wertvollen Beitrag zur Bildschirmhygiene!
- Vereinheitlichen
Sie die Linkfarben. Definieren Sie die Parameter <LINK> und <VLINK>
im Body-Tag, die die Farbe Ihrer Links im HTML - Dokument festlegen, identisch. Das
schafft ein einheitliches Aussehen und bietet den Besuchern erheblichen Mehrfachnutzen:
Wer sich nicht merken kann oder will, wo er schon hingeklickt hat, dem ermöglichen Sie,
diese kleine Geistesleistung zu trainieren. Auch dann, wenn das Ziel Ihrer Verweise nicht
eindeutig im Text zu erkennen ist, wird der Besucher immer wieder auf denselben Seiten
landen und freudig Ihre Informationen viel gründlicher aufnehmen können.
Ganz und gar ideal wird die Auseinandersetzung mit Ihrem Text ausfallen, wenn Sie die Farbe des Textes und die Farbe der Links in derselben Farbe definieren.
- Ohne
JavaScript geht nix. Noch bevor eine einzige Zeile Ihrer Seite angezeigt wird, sollten sie
das Geladenwerden von einem JavaScript abhängig machen, zum Beispiel die Wahl der Sprache
oder die Wahl der Toilettenbrillenfarbe oder -marke. Wer einen Brauser benutzt, der kein
JavaScript kann, hat auf ihrer Site absolut nichts zu suchen!
Links, die über JavaScript definiert sind, sind den normalen eindeutig vorzuziehen. Sie beeindrucken den Besucher mit Ihren tollen Programmierkenntnissen und deaktivieren den lästigen Back-Button des Brausers. Wer braucht den schon?
- Geben
Sie die URL Ihres Dokumentes nicht noch einmal im Dokument selber an. Schließlich steht
die ja beim Aufrufen in der URL - Leiste des Brausers. Das ist vor allem bei
Dokumentationen oder Seiten von dauerhafterer Verwendung wichtig. Sie möchten bestimmt
viele Mails bekommen, denn jeder, der Ihr Dokument gespeichert, aber nicht gebookmarkt
hat, oder lediglich einen Ausdruck besitzt, wird Sie anmailen und fragen, wo es die
aktuelle Version denn gibt.
- Weisen
Sie den Besucher unverzüglich darauf hin, welchen Systemfont er gefälligst im Brauser
einzustellen hat, um Ihre Seiten angemessen betrachten zu können. Am besten weisen Sie
darauf hin, daß der Besucher, sollte dieser Font nicht vorhanden sein, sofort wieder
verschwinden soll. So beweisen Sie, daß Sie nicht nur die Gestaltung perfekt im Griff,
sondern auch die Besonderheiten von HTML vollständig durchdrungen haben.
- Erzeugen
Sie Dynamik durch ständiges Nachladen. Vor allem beim Einsatz von Frames lassen sich
tolle Effekte erzielen, wenn Sie die einzelnen Fenster möglichst oft mit verschiedenen
Seiten, Inhalten, Bildern, Animationen, Java Applets, Farben füllen und wechseln. Sie
werden fast die Qualität von hochwertigen Fernsehzapping-Sessions erreichen. Darauf
warten wir sehnsüchtig. Alle.
- Ignorieren
Sie die Standard - Farbpalette, die die Brauser, allen voran Netscape, für optimale
Darstellung eingebaut haben, um auch Systemen mit nur 256 Farben eine gute Darstellung zu
ermöglichen. Erstens haben solche prähistorischen Geräte sowieso nix mehr im Netz
verloren und zweitens, ... , zweitens mache ich es auch. Berufen Sie sich im Zweifelsfall
darauf.
- Linken
Sie fremde Seiten in einen eigenen Frame. So haben Sie die totale Kontrolle über den
weiteren Weg des Surfers und halten ihn auf Ihrer eigenen Site fest. Die URL der neuen
Seite wird glücklicherweise nicht angezeigt, auch die Seitenaufteilung der fremden
WWW-Präsentation paßt sich dank HTML der Ihrigen an, aus der Interferenz der Farben und
Gestaltung können neue tolle Kompositionen erwachsen. Ganz besondere Begeisterung werden
Sie in Kombination mit dem <noborder> Tag ernten. Der auf diese Weise Gelinkte wird
Sie lieben!
- Kündigen
Sie Updates weit im Voraus an und nennen Sie einen genauen Termin. Zum jeweiligen
Zeitpunkt wird sich Ihre Besucherzahl deutlich erhöhen. Seien Sie dann nicht so
kurzsichtig und bieten dann tatsächlich neue Seiten oder die versprochene Überarbeitung.
Erstens soll jeder sehen, wie überbeschäftigt Sie sind und zweitens sollen die Leute
ruhig später noch ein weiteres mal hereinschauen. Hohe Besucherzahlen sind schließlich
ein Qualitätsbeweis.
- Wenn
Sie eine neue Seite bekanntmachen wollen, ob in einem Forum, einer Mailingliste oder
Newsgroup, dann schreiben Sie einfach: "Neue, tolle Seite. besucht mich!" ohne
weitere Angaben zum Inhalt. Es gibt so unglaublich wenige Seiten im Netz, so daß ein
jeder, der die Info bekommt, sofort gierig gucken kommt, was da geschrieben sein mag.
Katzen im Sack, die noch dazu Geld kosten, waren schon immer ein begehrtes Gut.
- Üben
Sie sich im Plätzchenweitwurf. Cookies (Plätzchen) werden von verschiedenen Webautoren
benutzt, um Einstellungen beim Besucher zu speichern. Wenn Sie schon Cookies verwenden
wollen, dann viele. Wer klickt nicht fröhlich jedes einzelne Fensterchen vom Bildschirm,
das fragt, ob das Cookie akzeptiert werden soll? Wer entrümpelt nicht gern beim
Frühjahrsputz das Cookies-Verzeichnis? Gönnen Sie den Leuten Ihren Spaß.
- freuen
Sie die Kryptologen und Denksportler unter Ihren Besuchern, indem Sie sowohl Verzeichnis-
als auch Dateinamen mit abwechslungreichen, sinnfreien Zahlen- und Buchstabenkombinationen
versehen: http://www.frlx.com/grflb5w/drc3K1/zrRrt0r/fL2bsL.htm.
Nebenbei weiß so jeder gleich, was Sache ist. Und leicht zu merken ist es auch.
- Referenzieren
Sie Überraschungsgrafiken. Wer vermutet schon hinter einem 50 x -50 Pixel-Bildchen eine
320 kB-Grafik, die nur trickreich mit Hilfe der WIDTH und HEIGHT tags kleinskaliert wurde?
Der oder die Beglückte hat eine Reihe entscheidender Vorteile:
- Er bekommt eine Überraschung. Damit liegen Sie voll im Trend, wie der reißende Absatz der gleichnamigen Schokoladeneier beweist.
- Sie hat ein paar satte Bytes auf ihrer Festplatte liegen. Damit liegen Sie zum zweitenmal im Trend, wie die fallenden Preise für Festplattenspeicher beweisen.
- Er glaubt, die Seite sei klein und leicht und ruckzuck geladen. Damit liegen Sie schon wieder im Trend, wie der reißende Absatz von "Light" - Produkten zeigt.
- Sie kann das Bildchen, ohne noch mal online zu gehen, irgendwann mal in Originalgröße sehen, wenn sie es im Cache findet.
- Die Internet - Verbindung wird voll ausgenutzt. Keine sich langweilenden Elektronen. Alles in Bewegung.
- Seien
Sie modern und ziehen Sie klare Grenzen. Alle diejenigen, die auf der Höhe der Zeit in
Puncto Brauserversion und Plug-In Update sind, bekommen Ihre fabelhaften Inhalte zu sehen.
Wer immer noch die Versionen von letzter Woche verwendet, bekommt bestenfalls eine
Fehlermeldung. Wenn überhaupt. Ein schweigend leerer Bildschirm wird den Nachzügler
schon eines Besseren belehren.
- Benutzen
Sie für Ihre Dateinamen immer lange Bezeichnungen, mindestens 9 Buchstaben. So verhindern
Sie, daß sich Benutzer vorsintflutlicher Betriebssysteme Ihrer Informationen bemächtigen
und diese womöglich noch mal offline in Ruhe lesen. Das gilt erst recht für zum Download
angebotene Projekte. Denn DOS schrumpelt die Namen auf das schon im Mittelalter beliebte
8.3 Format - und keine einzige Referenzierung wird mehr stimmen. Sie leisten einen
wertvollen Beitrag zur Rundumerneuerung des EDV - Zeitalters.
- Öffnen
Sie bei jeder Gelegenheit mit dem target-Verweis "_blank" ein neues
Brauserfenster. Oder vergeben Sie als target nicht existente Namen, das führt zum
gleichen Ergebnis und Sie können zudem ein wenig kreativ sein. Die Übersicht wird durch
klar getrennte Informationsblöcke enorm verbessert, die Ressourcen des Rechners durch
eine Menge Brauserkopien viel besser ausgelastet.
- Nennen
Sie statt einem Titel im <TITLE> - tag noch mal den Filenamen Ihres
Dokumentes oder verwenden Sie verschlüsselte, interne Bezeichnungen. So lassen Sie
geschickt durchblicken, welch hohes Abstraktionsvermögen Sie doch besitzen. Auch die
Suchmaschinen, die den Titel indizieren, werden sich solchem Abstraktionsvermögen nicht
entziehen können.
Der Titel wird auch in den Bookmarks eingetragen. Ein Grund mehr, aussagekräftige Titel wie "Index" zu verwenden.
- Kommentieren Sie Ihre Seiten
gründlich. Jeder Absatz, besser jeder einzelne Tag sollte einen <!--
Kommentar --> enthalten. So wissen Sie auch morgen noch, was Sie heute
angestellt haben und der Besucher darf freudig erregt das Unverhältnis von angezeigtem
Text zu Dateigröße und Ladezeit enträtseln.
- Füllen Sie Ihre Meta-Tags mit aller
Gründlichkeit. Benutzen Sie ungeniert Erweiterungen wie <meta name="macher"
content="Ichbinsgewesen!">, die zwar kein Brauser oder sonst wer versteht,
aber das wissen die Besucher, die mit großen Augen Ihren Quelltext angucken, ja nicht.
Ihre Reputation als genialer Seitenmacher wird ins Unermeßliche steigen.
- Packen Sie möglichst viel Text auf
eine Bildschirmseite. Am besten verkleinern Sie die Schrift um 2 oder 3 Grade. Das schafft
Platz und eine elegantere Typographie - und außerdem Arbeitsplätze bei Optikern und
Augenärzten. Ein wichtiger Beitrag zum Aufschwung.
- Schreiben Sie Ihren Besuchern klipp
und klar vor, welche Fenstergröße sie in ihrem Brauser einzustellen haben. Je größer,
desto besser, egal, ob der jeweilige Monitor das unterstützt. Schließlich haben Sie sich
bei der Gestaltung aufs heftigste angestrengt; es kann ja wohl nicht sein, daß Ihr
geniales Layout jetzt durch ein olles Bullauge angeguckt wird.
- Verzichten Sie auf Anti-Aliasing bei
Ihren Grafiken. Grafikprogramme, die das monitorgerechte Bearbeiten von Grafiken erlauben
sind sowieso viel zu teuer oder wenigstens viel zu umständlich zu bedienen. Der nette
Treppeneffekt bei Grafiken ohne Kantenglättung weckt immer warme Erinnerungen an die
unvergessenen Tage des Commodore 64 und der DOS-ASCII- Grafik. Gönnen Sie Ihren Besuchern
diese nostalgischen Gefühle.
- Gestalten Sie Ihr Logo auf der
Titelseite riesig, bunt, und animiert. Die absolute Untergrenze für die Dateigröße ist
50 kB. Wenn Sie das selbst mit riesigen Abmessungen nicht schaffen, bauen Sie Animationen
ein. Sehr beliebt ist der Effekt der Farbverschiebung. Ein Bildelement ändert langsam und
kaum merklich die Farbe. Um das hinzukriegen, müssen jede Menge Animationsframes
verwendet werden 30 - 40 sind eine nette Zahl und genau das Richtige für eine zünftige
Dateigröße. Nebenbei schaffen es solche Riesenanimationen, das gesamte System des
Betrachters schön zu verlangsamen. So hat der Betrachter viel mehr Zeit, ihre
künstlerische Leistung zu bewundern.
- Jeder multimedial ausgestattete
Computerbenutzer freut sich, wenn er beim Besuch Ihrer Seite ein fröhlich Liedlein
entgegengeschmettert bekommt. Und wartet gerne auch ein paar Minuten darauf,
übertragungsmäßig. Besonders Midi-Musik mit der bekanntermaßen vollen Klangfülle wird
das Gehör erquicken. Treiben Sie ihre Besucher zur Ekstase!
- Wenn Sie mit Ihrer Site umziehen,
hinterlassen Sie keinen Hinweis auf den Verbleib oder bauen sie einen fehlerhaften Link.
Die Leute sollen wissen, was sie an den schicken Suchmaschinen haben. Indem Sie sich rar
machen, wecken Sie das Verlangen und die Begierde der Surfer, sich auf Ihre Site zu
stürzen.
- Sie brauchen sich nicht die Arbeit
zu machen, Ihre internen oder externen Links zu überprüfen. Freundliche Surfer werden
Sie schon darauf hinweisen, wenn etwas nicht stimmt. Wer kriegt nicht gerne Post?
- Wenn Sie schlaue Sprüche absondern,
mit 70 oder so Punkten, schreiben Sie diese alle nacheinander weg, alle in ein Dokument.
Kümmern Sie sich nicht darum, wie groß das Teil am Ende ist. Seien Sie faul.
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