Mikroformate tun das Gleiche wie Mikrodaten. Es handelt sich um syntaktische Konventionen, um HTML-Inhalte mit zusätzlicher semantischer Information auszustatten. Historisch gesehen sind Mikroformate früher entstanden — das Microformats-Projekt wurde 2005 gegründet. Im Gegensatz zu Mikrodaten stand beim Entwickeln der Mikroformate keine neuen Sprachelemente von HTML zur Debatte. Mikroformate setzen auf der HTML-Version 4.01 auf und sind auch keine Initiative zur Weiterentwicklung von HTML, sondern der Versuch, eine auf Konvention beruhende Syntax mit den vorhandenen Mitteln von HTML (4.01) zu etablieren.
Mikroformate werden auf der Plattform microformats.org entwickelt. Es gibt kein festes Konsortium, das für die Spezifikation zuständig ist. Jeder kann sich an der Weiterentwicklung beteiligen.
Im Gegensatz zu den Mikrodaten, die mit itemscope, itemprop, itemref, itemtype und itemid ein neues Set an Attributen einführen, arbeiten Mikroformate ausschließlich mit den bereits in HTML4.01 oder sogar früher bekannten Attributen class, rel und rev. Dabei ist class das einzige globale Attribut, also eines, das auf alle HTML-Elemente anwendbar ist. Die Attribute rel und rev können dagegen nur in Hyperlink-Elementen wie a oder area vorkommen. Die Mikroformate, die mit rel und rev arbeiten, sind auch speziell für zusätzliche Angaben zu Hyperlinks gedacht. Bleibt also das class-Attribut als einziges Mittel, um komplexere Metadaten zu definieren.
Nachfolgend wird das Termin-Beispiel aus dem Abschnitt vEvent-Anwendung (Terminkalenderdaten) wieder aufgegriffen. Das erste Listing zeigt noch einmal die Variante mit HTML5-Mikrodaten. Das zweite Listing zeigt das gleiche Beispiel mit Mikroformaten realisiert.
<section itemscope itemtype="http://microformats.org/profile/hcalendar#vevent"> <h1 itemprop="summary">Jahresversammlung 2011 der gescheiterten Existenzen</h1> <p>Wie immer im <span itemprop="location">Nirvana Club</span></p> <table> <tr> <td>Offizieller Beginn:</td> <td><time itemprop="dtstart" datetime="2011-05-10T20:00:00+01:00">10.05.2011, 20.00 Uhr</time></td> </tr><tr> <td>Offizielles Ende:</td> <td><time itemprop="dtend" datetime="2011-05-10T23:59:00+01:00">Mitternacht</time></td> </tr> </table> </section>
<section class="vevent"> <h1 class="summary">Jahresversammlung 2011 der gescheiterten Existenzen</h1> <p>Wie immer im <span class="location">Nirvana Club</span></p> <table> <tr> <td>Offizieller Beginn:</td> <td><time class="dtstart" datetime="2011-05-10T20:00:00+01:00">10.05.2011, 20.00 Uhr</time></td> </tr><tr> <td>Offizielles Ende:</td> <td><time class="dtend" datetime="2011-05-10T23:59:00+01:00">Mitternacht</time></td> </tr> </table> </section>
Folgende Unterschiede fallen auf:
Web-Autoren, die Daten auf Mikro-Ebene im HTML-Code semantisch auszeichnen möchten, stellen sich natürlich die Frage, ob sie besser Mikrodaten oder Mikroformate verwenden sollten.
Solange Sie mit HTML 4.01 oder XHTML 1.0 arbeiten, stellt sich diese Frage nicht. In diesem Fall bleibt Ihnen nur, mit Mikroformaten zu arbeiten, da die Attribute, die Mikrodaten verwenden, im HTML-4.01/XHTML-1.0-Standard noch nicht vorkommen.
Wenn Sie mit HTML5 arbeiten, bietet sich die Mikrodatensyntax natürlich als modernere, HTML5-gerechte Variante an. Allerdings gibt es auch in diesem Fall mögliche Gründe, sich für Mikroformate zu entscheiden. So erlaubt beispielsweise die vEvent-Eigenschaft location im Zusammenhang mit Mikrodaten lediglich Text als Inhalt. Das Mikroformat hCalendar erlaubt dagegen auch, als Inhalt des Elements, welches mit class="location" ausgezeichnet ist, eine vollständige hCard-Struktur zu notieren.
Die Software-Unterstützung ist zum Redaktionszeitpunkt dieses Buches für Mikroformate etwas besser als für Mikrodaten. So gibt es Browser-Erweiterungen, die Mikroformat-Informationen auf Webseiten erkennen und separat darstellen. Auch Suchmaschinen erkennen und verarbeiten die etablierten Mikroformate zunehmend. Es ist jedoch angesichts der ständig weiter zunehmenden Bedeutung von HTML5 damit zu rechnen, dass die Mikrodaten früher oder später eine vergleichbare oder sogar bessere Software-Unterstützung genießen werden.
In den meisten Fällen müssen Sie sich aber nicht einmal entscheiden. Wenn Sie den etwas größeren Mehraufwand nicht scheuen, können Sie Mikrodaten und Mikroformate durchaus auch gleichzeitig verwenden. Abschließend noch einmal das Termin-Beispiel, diesmal sowohl mit Mikrodaten als auch mit Mikroformaten.
<section class="vevent" itemscope itemtype="http://microformats.org/profile/hcalendar#vevent"> <h1 class="summary" itemprop="summary">Jahresversammlung 2011 der gescheiterten Existenzen</h1> <p>Wie immer im <span class="location" itemprop="location">Nirvana Club</span></p> <table> <tr> <td>Offizieller Beginn:</td> <td><time itemprop="dtstart" class="dtstart" datetime="2011-05-10T20:00:00+01:00">10.05.2011, 20.00 Uhr</time></td> </tr><tr> <td>Offizielles Ende:</td> <td><time itemprop="dtend" class="dtend" datetime="2011-05-10T23:59:00+01:00">Mitternacht</time></td> </tr> </table> </section>
Im einleitenden Tag des Elements, welches der Gesamtbehälter ist, kommen sich die Angaben class="vevent" (Mikroformate) und itemscope itemtype="http://microformats.org/profile/hcalendar#vevent" (Mikrodaten) nicht ins Gehege. Bei den einzelnen Eigenschaften sehen Doppelnotationen wie itemprop="dtstart" class="dtstart" zwar nicht ganz so elegant aus, doch dafür bedienen Sie mit wenig Mehraufwand beide Konzepte.
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