Organisation von JavaScripten: Objektverfügbarkeit und this-Kontext

Bedeutung von this

Bei allen drei vorgestellten Techniken – Object-Literalen, Revealing Module Pattern und Konstruktoren/Prototypen – haben wir mit this gearbeitet, um auf das Modul bzw. die Instanz zuzugreifen. Nun wollen wir uns näher der Funktionsweise von this zuwenden.

this ist ein Schlüsselwort, das zu einem Wert aufgelöst wird und in der Regel auf ein Objekt zeigt. Worauf es zeigt, hängt ganz vom Kontext ab.

Notieren wir this im globalen Scope, so zeigt es bloß auf window, das globale Objekt:

alert(this); // Ergibt [object Window] oder ähnliches

Dasselbe gilt, wenn this in einer Funktion verwendet wird, die ganz normal über funktion() aufgerufen wird:

function zeigeThis() {
  alert(this); // ergibt ebenfalls [object Window]
}
zeigeThis();

In diesen beiden Fällen bietet this wenig Nutzen, denn wir könnten genauso window schreiben.

this wird in folgendem Fall interessant: Eine Funktion hängt an einem Objekt, ist also eine Methode dessen. Wenn wir die Funktion nun über das Schema objekt.funktion() aufrufen, dann zeigt this innerhalb der Funktion auf objekt.

Ein einfaches Modul mit einem Object-Literal:

var Modul = {
  eigenschaft : "wert",
  methode : function () {
    alert("methode wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  }
};
Modul.methode();

this zeigt innerhalb der Methode auf das Objekt Modul. Wir könnten alternativ Modul.eigenschaft schreiben, was auf dasselbe herauskäme. this hat jedoch den Vorteil, dass es unabhängig vom aktuellen Modulnamen ist. Wenn dieser später geändert wird und die Funktion verschoben wir, so müssen nicht alle Verweise angepasst werden.

Bei Konstruktoren und Prototypen ist this unersetzlich:

function Katze(name) {
  this.name = name;
}
Katze.prototype = {
  pfoten : 4,
  zeigePfoten : function () {
    alert("Die Katze zeigt ihre " + this.pfoten + " Pfoten.");
  }
};
var maunzi = new Katze('Maunzi');
maunzi.zeigePfoten();
var schnucki = new Katze('Schnucki');
schnucki.zeigePfoten();

this zeigt innerhalb des Konstruktors und der zeigePfoten-Methode auf die Instanz. Dies ist einmal maunzi und einmal schnucki, deshalb müssen wir hier this verwenden.

Methoden in anderen Kontexten ausführen

Der Zugriff auf das Modul bzw. auf die Instanz über this ist zum Teil unerlässlich. Damit this auf das gewünschte Objekt zeigt, müssen beide Kriterien erfüllt sein: Die Funktion hängt an dem Objekt als Unterobjekt und sie wird über das Schema objekt.funktion() aufgerufen. Alleine durch diese Aufrufweise wird die this-Verbindung hergestellt.

Dieser Bezug kann jedoch verloren gehen, wenn die Funktion außerhalb dieses Objektkontextes ausgeführt wird. Dies passiert vor allem in folgenden Fällen:

  1. Beim Event-Handling, wenn die Funktion als Event-Handler registriert wird. Beim Unobtrusive JavaScript ist es üblich, dass Methoden eines Moduls oder einer Instanz als Event-Handler dienen (siehe Grundlagen der Ereignis-Verarbeitung). this zeigt in Handler-Funktionen auf das Elementobjekt, bei dem das Ereignis verarbeitet wird – siehe this beim Event-Handling. Dadurch werden die Methoden außerhalb des Modul- bzw. Instanzkontextes ausgeführt.
  2. Beim Aufrufen der Funktion mit setTimeout oder setInterval. Die verzögert bzw. wiederholt ausgeführte Funktion verliert den Bezug zum Ursprungsobjekt, denn this verweist darin auf das globale Objekt window. In vielen Fällen ist der Zugriff auf das Modul bzw. die Instanz notwendig.
  3. Bei der Übergabe einer Funktion als Parameter (z.B. als Callback-Funktion), beim Speichern in einer Variablen und dergleichen. In diesen Fällen zeigt gibt es oftmals keinen spezifischen Kontext, sodass this als Fallback auf window zeigt.

this-Problem bei einfachen Modulen

Das folgende Beispiel demonstriert das Problem im Falle eines einfachen Moduls mit dem Object-Literal:

var Modul = {
  eigenschaft : "Eigenschaftswert",
  start : function () {
    // Funktioniert:
    alert("start wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
    setTimeout(this.verzögert, 100);
    document.getElementById("button").onclick = this.handler;
  },
  verzögert : function () {
    // Fehler: this verweist auf window
    alert("verzögert wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  },
  handler : function (e) {
    // Fehler: this verweist auf das Element, dem der Event-Handler anhängt
    alert("handler wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  }
};
Modul.start();

Das zugehörige HTML:

<button id="button">Button, der auf Klick reagiert</button>

this-Problem bei Prototypen und Instanzmethoden

Dasselbe mit einem Konstruktor, einem Prototyp und einer Instanz:

function Konstruktor() {}
Konstruktor.prototype = {
  eigenschaft : "Eigenschaftswert",
  start : function () {
    // Funktioniert:
    alert("start wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
    setTimeout(this.verzögert, 100);
    document.getElementById("button").onclick = this.handler;
  },
  verzögert : function () {
    // Fehler: this verweist auf window
    alert("verzögert wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  },
  handler : function (e) {
    // Fehler: this verweist auf das Element, dem der Event-Handler anhängt
    alert("handler wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  }
};
var instanz = new Konstruktor();
instanz.start();

In beiden Fällen werden Objektmethoden als Event-Handler verwendet (handler) sowie mit setTimeout aufgerufen (verzögert). In den start-Methoden gelingt der Zugriff über this noch. In der verzögert-Methode zeigt this jedoch nicht mehr auf das richtige Objekt, sondern auf window. In der handler-Methode, welche beim Klicken auf den Button ausgeführt wird, enthält this zwar eine wertvolle Information, aber auch hier geht der Bezug zum Modul bzw. zur Instanz verloren.

Die Lösung dieses Problems ist kompliziert und führt uns auf eine zentral wichtige, aber auch schwer zu meisternde Eigenheit der JavaScript-Programmierung, die im Folgenden vorgestellt werden soll.

Einführung in Closures

Eine Closure ist allgemein gesagt eine Funktion, die in einer anderen Funktion notiert wird. Diese verschachtelte, innere Funktion hat Zugriff auf die Variablen des Geltungsbereiches (Scopes) der äußeren Funktion – und zwar über die Ausführung der äußeren Funktion hinaus.

Durch dieses Einschließen der Variablen kann man bestimmte Objekte in Funktionen verfügbar machen, die darin sonst nicht oder nur über Umwege verfügbar wären. Closures werden damit zu einem Allround-Werkzeug in der fortgeschrittenen JavaScript-Programmierung. Wir haben Closures bereits verwendet, um private Objekte zu erreichen.

Dieses Beispiel demonstriert die Variablen-Verfügbarkeit bei verschachtelten Funktionen:

function äußereFunktion() {
  // Definiere eine lokale Variable
  var variable = "wert";
  // Lege eine verschachtelte Funktion an
  function innereFunktion() {
    // Obwohl diese Funktion einen eigenen Scope mit sich bringt,
    // ist die Variable aus dem umgebenden Scope hier verfügbar:
    alert("Wert der Variablen aus der äußeren Funktion: " + variable);
  }
  // Führe die eben definierte Funktion aus
  innerfunktion();
}
äußereFunktion();

Das Beispiel zeigt, dass die innere Funktion Zugriff auf die Variablen der äußeren Funktion hat. Der entscheidende Punkt bei einer Closure ist jedoch ein anderer:

Normalerweise werden alle lokalen Variablen einer Funktion aus dem Speicher gelöscht, nachdem die Funktion beendet wurde. Eine Closure aber führt dazu, dass die Variablen der äußeren Funktion nach deren Ausführung nicht gelöscht werden, sondern im Speicher erhalten bleiben. Die Variablen stehen der inneren Funktion weiterhin über deren ursprüngliche Namen zur Verfügung. Die Variablen werden also eingeschlossen und konserviert – daher der Name »Closure«.

Auch lange nach dem Ablauf der äußeren Funktion hat die Closure immer noch Zugriff auf deren Variablen. Vorausgesetzt ist, dass die Closure woanders gespeichert wird und dadurch zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt werden kann. Im obigen Beispiel ist die innere Funktion nur eine lokale Variable, die zwar Zugriff auf die Variablen der äußeren Funktion hat, aber bei deren Beendigung selbst verfällt.

Eine Möglichkeit, die innere Funktion zu speichern, ist das Registrieren als Event-Handler. Dabei wird das Funktionsobjekt in einer Eigenschaft (hier onclick) eines Elementobjekts gespeichert und bleibt damit über die Ausführung der äußeren Funktion hinweg erhalten:

function äußereFunktion  () {
  var variable = "wert";
  // Lege eine verschachtelte Funktion an
  function closure {
    alert("Wert der Variablen aus der äußeren Funktion: " + variable);
  }
  // Speichere die Closure-Funktion als Event-Handler
  document.getElementById("button").onclick = closure;
}
äußereFunktion();

Der zugehörige Button im HTML:

<button id="button">Button, der auf Klick reagiert</button>

Bei einem Klick auf den Button wird die Closure als Event-Handler ausgeführt. äußereFunktion wird schon längst nicht mehr ausgeführt, aber variable wurde in die Closure eingeschlossen.

Zusammengefasst haben wir folgendes Schema zur Erzeugung einer Closure:

  1. Beginn der Ausführung der äußeren Funktion
  2. Lokale Variablen werden definiert
  3. Innere Funktion wird definiert
  4. Innere Funktion wird außerhalb gespeichert, sodass sie erhalten bleibt
  5. Ende der Ausführung der äußeren Funktion
  6. Unbestimmte Zeit später: Innere Funktion (Closure-Funktion) wird ausgeführt

Anwendung von Closures: Zugriff auf das Modul bzw. die Instanz ermöglichen

Wie helfen uns Closures nun beim this-Problem weiter?

Module: Verzicht auf this zugunsten des Revealing Module Patterns

Gegenüber dem einfachen Object-Literal bietet das Revealing Module Pattern bereits die nötige Infrastruktur, um das Problem zu lösen. Um private Objekte zu erreichen, benutzt das Revealing Module Pattern eine Kapselfunktion, in der weitere Funktionen notiert sind. Die inneren Funktionen sind bereits Closures. Daher liegt eine mögliche Lösung darin, vom einfachen Object-Literal auf das Revealing Module Pattern umzusteigen.

Das Revealing Module Pattern trennt zwischen privaten Objekten und der öffentliche Schnittstelle (API). Letztere ist ein Object-Literal, der aus der Kapselfunktion zurückgegeben wird. Dieses Object enthält verschachtelte Methoden, die als Closures die privaten Objekte einschließen. Zur Wiederholung:

var Modul = (function () {
  // Private Objekte
  var privateVariable = "privat";
  // Öffentliche API
  return {
    öffentlicheMethode : function () {
      alert(privateVariable);
    }
  };
})();
Modul.öffentlicheMethode();

Die Funktionen haben in jedem Fall Zugriff auf die privaten Objekte, auch wenn sie z.B. durch Event-Handling oder setTimeout aus dem Kontext gerissen werden. Eine kleine Änderung ist jedoch nötig, damit öffentliche Methoden sich gegenseitig sowie private Funktionen öffentliche Methoden aufrufen können. Anstatt die öffentliche API-Objekt direkt hinter return zu notieren, speichern wir es zuvor in einer Variable. Diese wird von allen verschachtelten Funktionen eingeschlossen.

var Modul = (function () {
  // Private Objekte
  var privateVariable = "privat";
  function privateFunktion() {
    alert("privateFunktion wurde verzögert aufgerufen\n" +
      "privateVariable: " + privateVariable);
    // Rufe öffentliche Methode auf:
    api.ende();
  }
  // Öffentliche API, gespeichert in einer Variable
  var api = {
    start: function () {
      alert("Test startet");
      // Hier würde this noch funktionieren, wir nutzen trotzdem api
      setTimeout(api.öffentlicheMethode, 100);
    },
    öffentlicheMethode: function () {
      alert("öffentlicheMethode wurde verzögert aufgerufen");
      setTimeout(privateFunktion, 100);
    },
    ende: function () {
      alert("Öffentliche ende-Methode wurde aufgerufen. Test beendet");
    }
  };
  return api;
})();
Modul.start();

Der Code gibt folgende Meldungen aus:

Test startet
öffentlicheMethode wurde verzögert aufgerufen
privateFunktion wurde verzögert aufgerufen
privateVariable: privat
Öffentliche ende-Methode wurde aufgerufen. Test beendet

Dieses Beispiel zeigt, wie öffentliche und private Methoden einander aufrufen können. Auf this kann verzichtet werden, denn alle benötigten Variablen werden durch Closures eingeschlossen. Infolgedessen stellt die Nutzung von setTimeout kein Problem dar.

Die privaten Objekte sind direkt über ihre Variablennamen verfügbar, die Eigenschaften der öffentlichen API indirekt über die Variable api.

Konstruktoren/Instanzen: Methoden im Konstruktor verschachteln

Wir haben zwei Möglichkeit kennengelernt, dem Instanzobjekt Eigenschaften zuzuweisen. Zum einen, indem wir sie im Konstruktor über this anlegen. Zum anderen, indem wir einen Prototypen definieren und die Instanz davon erbt. Der Weg über den Prototyp hat Performance-Vorteile, der Weg über den Konstruktor erlaubt private Objekte.

Private Objekte funktionieren letztlich über Closures und bieten die Möglichkeit, das this-Problem zu umgehen: Im Konstruktor wird eine lokale Variable als Referenz auf das Instanzobjekt this angelegt. Diese heißt üblicherweise thisObject, that oder instance. Alle Methoden, die der Instanz im Konstruktor hinzugefügt werden, schließen diese Variable ein. Sie ist darin auch dann verfügbar, wenn sie als Event-Handler oder mit Verzögerung in einem anderen Kontext ausgeführt werden. Folgendes Beispiel demonstriert beide Fälle:

function Konstruktor() {
  // Referenz auf das Instanzobjekt anlegen
  var thisObject = this;
  // Weitere private Objekte
  var privateVariable = "privat";

  // Öffentliche Eigenschaften
  this.eigenschaft = "wert";

  this.start = function () {
    alert("start() wurde aufgerufen\n" +
      "Instanz-Eigenschaft: " + thisObject.eigenschaft);
    setTimeout(thisObject.verzögert, 500);
  };

  this.verzögert = function () {
    alert("verzögert() wurde aufgerufen\n" +
      "Instanz-Eigenschaft: " + thisObject.eigenschaft);
  };

  this.handler = function () {
    alert("handler wurde aufgerufen\n" +
      "Element, das den Event behandelt: " + this + "\n" +
      "Instanz-Eigenschaft: " + thisObject.eigenschaft);
  };

  // Hier im Konstruktor kann this noch verwendet werden
  document.getElementById("button").onclick = this.handler;
}

var instanz = new Konstruktor();
instanz.start();

Der zugehörige Button-Code lautet wieder:

<button id="button">Button, der auf Klick reagiert</button>

Wichtig ist hier die Unterscheidung zwischen this und thisObject. this zeigt in den drei Methoden start, verzögert und handler auf drei unterschiedliche Objekte. In start zeigt es auf das Instanzobjekt instanz, in verzögert auf window und in handler auf das Button-Element. thisObject hingegen ist die eingeschlossene Variable, die auf das Instanzobjekt zeigt – und zwar in allen drei Methoden.

Dank Closures können wir zum Zugriff auf die Instanz auf das uneindeutige this verzichten. Stattdessen nutzen wir die eigene Variable thisObject.

Function Binding: Closures automatisiert erzeugen

Die gezeigte Verschachtelung ist eine effektiver, aber folgenschwerer Trick, um die Verfügbarkeit von Objekten zu gewährleisten. Sie liegt nahe, wenn sowieso mit privaten Objekten gearbeitet wird und deshalb alle Modul- bzw. Instanzmethoden verschachtelt werden. Sie funktioniert nicht bei einfachen Object-Literalen und bei der Nutzung von Prototypen. Glücklicherweise erlaubt die funktionale Natur von JavaScript, Funktionen und damit Closures zur Laufzeit anzulegen und den this-Kontext einer Funktion bei ihrem Aufruf festzulegen.

this-Kontext erzwingen mit call und apply

Da Funktionen in JavaScript Objekte erster Klasse sind, können sie selbst Methoden besitzen. Zwei der vordefinierten Methoden von Funktionsobjekten sind call und apply. Diese rufen die zugehörige Funktion auf und erlauben es zusätzlich, den Kontext beim Aufruf einer Funktion explizit anzugeben. Das Objekt, auf das this innerhalb der Funktion zeigt, wird nicht mehr nach den üblichen Regeln bestimmt. Stattdessen zeigt this auf das Objekt, das call bzw. apply übergeben wird.

Auf diese Weise können wir jede beliebige Funktion im Kontext eines beliebigen Objekts ausführen, auch ohne dass die Funktion am angegebenen Objekt hängt:

var objekt = {
  eigenschaft: "Objekteigenschaft"
};

function beispielFunktion() {
  // this zeigt nun auf objekt
  alert(this.eigenschaft);
}

// Erzwinge Kontext mit apply, setze objekt als Kontext
beispielFunktion.call(objekt);

Der Unterschied zwischen call bzw. apply ist der dritte Parameter. Über diesen können der aufgerufenen Funktion Parameter durchgereicht werden. Während call die Parameter für den Aufruf einzeln erwartet, also als zweiter, dritter, vierter und so weiter, erwartet apply alle Parameter in einem Array.

var objekt = {
  eigenschaft: 0
};

function summe(a, b, c) {
  this.eigenschaft = a + b + c;
  alert("Ergebnis: " + this.eigenschaft);
}

// call: Übergebe drei einzelne Parameter
summe.call(objekt, 1, 2, 3);
// apply: Übergebe drei Parameter in einem Array
summe.apply(objekt, [1, 2, 3]);

Im Beispiel werden call und apply genutzt, um die Funktion summe im Kontext von objekt auszuführen. Die Funktion nimmt drei Parameter entgegen, summiert diese und speichert sie in einer Objekteigenschaft. Der Effekt der beiden call- und apply-Aufrufe ist derselbe, summe bekommt drei Parameter.

call und apply alleine helfen uns zur Lösung der Kontextproblematik noch nicht weiter. Sie stellen allerdings das Kernstück der Technik dar, die im Folgenden beschrieben wird.

bind und bindAsEventListener

bind und bindAsEventListener sind zwei verbreitete Helferfunktionen, die durch das JavaScript-Framework Prototype bekannt wurden. Sie werden dem Prototyp von Funktionsobjekten (Function.prototype) hinzugefügt. Daraufhin besitzt eine beliebige Funktion die Methoden funktion.bind(…) und funktion.bindAsEventListener(…).

bind und bindAsEventListener erzeugen dynamisch eine neue Funktion, die die ursprüngliche Funktion umhüllt und an dessen Stelle verwendet wird. Man spricht von Wrapper-Funktionen.

Der Sinn dieser Kapselung ist in erster Linie die Korrektur des this-Kontextes. Dazu werden die besagten call und apply verwendet. bind und bindAsEventListener nehmen – genauso wie call/apply – als ersten Parameter das Objekt an, das als Kontext verwendet wird.

bind ermöglicht es zudem, der ursprünglichen Funktion Parameter zu übergeben, sodass darin nicht nur ein Objekt über this, sondern viele weitere Objekte verfügbar sind. Das Erzeugen einer neuen Wrapper-Funktion, die eine andere mit vordefinierten Parametern aufruft, nennt sich Currying.

Kommentierter Code

Die Funktionen bind und bindAsEventListener sehen kommentiert so aus:

Function.prototype.bind = function () {
Erweitere alle Funktionsobjekte um die Methode bind über den Prototyp aller Funktionsobjekte.
  var originalFunction = this;
Speichere die gegenwärtige Funktion in einer Variablen, damit in der Closure ein Zugriff darauf möglich ist.
  var args = Array.prototype.slice.call(arguments);
bind nimmt eine beliebige Anzahl von Parametern entgegen. Sie sind nicht in der Parameterliste aufgeführt, denn es wird arguments zum Zugriff darauf verwendet. Diese Liste wird zunächst in einen echten Array umgewandelt, indem eine Array-Methode darauf angewendet wird.
  var contextObject = args.shift();
Entnehme dem Array den ersten Parameter. Das ist das Objekt, in dessen Kontext die Funktion ausgeführt werden soll. args enthält nun die restlichen Parameter.
  var wrapperFunction = function () {
Erzeuge eine verschachtelte Funktion, die als Closure wirkt. Die Closure schließt originalFunction, args und contextObject ein.
    return originalFunction.apply(contextObject, args);
Innerhalb der erzeugten Funktion: Rufe die ursprüngliche Funktion im Kontext des Objekts auf, reiche dabei die restlichen Parameter durch und gib den Rückgabewert der Funktion zurück.
  };
  return wrapperFunction;
Gib die soeben erzeugte Wrapper-Funktion zurück.
};
Function.prototype.bindAsEventListener = function (contextObject) {
Erweitere alle Funktionsobjekte um die Methode bindAsEventListener über den Prototyp aller Funktionsobjekte. Die Funktion nimmt nur einen Parameter entgegen: Das Objekt, in dessen Kontext die Funktion ausgeführt werden soll.
  var originalFunction = this;
Speichere die gegenwärtige Funktion in einer Variablen, damit in der Closure ein Zugriff darauf möglich ist.
  var wrapperFunction = function (event) {
Erzeuge eine verschachtelte Funktion, die als Closure wirkt. Die Closure schließt contextObject und originalFunction ein.
    var event = event || window.event;
Vereinheitliche den Zugriff auf das Event-Objekt. Dieses wird der Handler-Funktion entweder als Parameter übergeben (hier event) oder steht im Internet Explorer unter window.event zur Verfügung.
    return originalFunction.call(contextObject, event);
Rufe die ursprüngliche Funktion im Kontext des Objekts auf, reiche dabei das Event-Objekt durch und gib den Rückgabewert der Funktion zurück.
  };
  return wrapperFunction;
Gib die soeben erzeugte Wrapper-Funktion zurück.
};

Kurzschreibweise

Ohne Kommentare und Variablen, die bloß der Lesbarkeit dienen, sehen die beiden Funktionen wie folgt aus:

Function.prototype.bind = function () {
  var method = this, args = Array.prototype.slice.call(arguments), object = args.shift();
  return function () {
    return method.apply(object, args);
  };
};

Function.prototype.bindAsEventListener = function (object) {
  var method = this;
  return function (event) {
    return method.call(object, event || window.event);
  }
};

Anwendung bei einfachen Modulen

bind ist die allgemeinere Funktion, die z.B. bei Timeouts, Intervallen und Callbacks Verwendung findet. bindAsEventListener ist die Nutzung einer Funktion als Event-Handler zugeschnitten.

Der folgenden Code zeigt, wie sich die obigen Beispiele mithilfe von bind und bindAsEventListener lösen lassen, sodass this immer auf das richtige Objekt zeigt.

var Modul = {
  eigenschaft: "Eigenschaftswert",
  start: function () {
    alert("start wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
    setTimeout(this.verzögert.bind(this), 100);
    document.getElementById("button").onclick = this.handler.bindAsEventListener(this);
  },
  verzögert: function () {
    alert("verzögert wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  },
  handler: function (e) {
    alert("handler wurde aufgerufen\n" +
      "Event-Objekt: " + e + "\n",
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  }
};
Modul.start();

Anwendung bei Prototypen und Instanzmethoden

function Konstruktor() { }
Konstruktor.prototype = {
  eigenschaft: "Eigenschaftswert",
  start: function () {
    alert("start wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
    setTimeout(this.verzögert.bind(this), 100);
    document.getElementById("button").onclick = this.handler.bindAsEventListener(this);
  },
  verzögert: function () {
    alert("verzögert wurde aufgerufen\n" +
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  },
  handler: function (e) {
    alert("handler wurde aufgerufen\n" +
      "Event-Objekt: " + e + "\n",
      "this.eigenschaft: " + this.eigenschaft);
  }
};
var instanz = new Konstruktor();
instanz.start();

Hier mag zunächst die Schreibweise this.verzögert.bind(this) und this.handler.bindAsEventHandler(this) irritieren. Diese Aufrufe hüllen verzögert und handler in Closures, welche die beiden Methoden im Kontext der Instanz ausführen.

Function Binding und Currying mit solchen Helferfunktionen erlaubt das präzise Anlegen von Closures und ist ein wichtiges Werkzeug, um Verfügbarkeitsprobleme zu lösen. Im Gegensatz zu einer großen Kapselfunktion, in der alle weiteren Funktionen als Closures angelegt werden, ist Binding punktgenauer und vielseitiger – es funktioniert auch bei einfachen Object-Literalen und Methoden, die über den Prototyp hinzugefügt werden.

Es gibt viele, bessere Binding-Funktionen

Die hier vorgestellten bind und bindAsEventListener sind zwei sehr einfache Umsetzungen. Es gibt viele weitere, die mehr Komfort bieten und auf Performance optimiert sind. Die tatsächlichen Funktionen im Prototype-Framework ermöglichen es beispielsweise, dass Parameter der Wrapper-Funktion an die ursprüngliche Funktion weitergegeben werden. Die oben beschriebene bind-Funktion gibt lediglich die Parameter weiter, die beim bind-Aufruf angegeben wurden. bindAsEventListener aus Prototype erlaubt ebenfalls beides, während die obige Funktion nur das Event-Objekt weitergeben kann.

Neben Prototype bieten auch andere Frameworks und funktionale Bibliotheken Function Binding und Currying. Das Konzept ist dasselbe, die Umsetzungen und Benennungen unterscheiden sich im Detail. Das Framework Mootools bietet etwa bind und bindWithEvent.