Fast jeder Benutzer eines Webbrowsers verfügt über eine mehr oder weniger große, mehr oder weniger gepflegte Sammlung persönlicher Bookmarks/Favoriten. Wirft man die Links aller Bookmark- Sammler in einen einzigen großen Topf, erhält man eine Linkdatenbank in der Größenordnung einer Suchmaschine. Außerdem hat man ein perfektes Ranking, da die Linkziele unterschiedlich häufig verlinkt sind.
Genau das passiert bei sogenannten Social Bookmark Services wie Mr. Wong (http://www.misterwong. de/) oder del.icio.us (http://del.icio.us/). Anwender können ihre Bookmarks bei solchen Services online pflegen und ein Millionenheer von Anwendern tut das tatsächlich. Der Vorteil für die Anwender ist, dass sie von verschiedenen Browsern und von jedem PC mit Internetzugang auf einen einheitlichen Bookmark-Bestand zugreifen können. Jeder Anwender kann entscheiden, welche seiner Bookmarks er öffentlich zugänglich machen möchte und welche nicht. Ferner fließen die Bookmarks anonym in den Datenpool des Service-Anbieters ein. Dieser benötigt keine aufwändigen Suchmaschinen- Robots mehr. Dadurch dass Anwender ihre Online-Bookmarks setzen und bearbeiten, wächst automatisch ein Riesenbestand an Links. Eine gelungene Win-Win-Situation für Service-Anbieter und Anwender.
Das freiwillige intensive Beitragen von Inhalten zu einem Webangebot wird als »User Generated Content « bezeichnet.
Das bekannteste Beispiel dafür ist die Enzyklopädie Wikipedia (http://www.wikipedia.org/). Nicht wenige glauben sich plötzlich in ein funktionierendes Utopia versetzt, wenn ihnen bewusst wird, dass die größte existierende Sammlung menschlichen Allgemeinwissens durch schlichte Zusammenarbeit abertausender Anwender zustande kommt. Gerade wegen der Bedeutung für das Wissen der Menschheit scheiden sich an Wikipedia aber auch die Geister. Den einen gibt der Erfolg von Wikipedia Recht. »Die Weisheit der Vielen« in der wikipedia-typischen Form dichter Hypertextvernetzung und unter inhaltlich-ethischer Kontrolle durch die riesige Wikipedia-Community gilt ihnen als funktionierendes Modell der Wissensgesellschaft. Andere dagegen, wie etwa der amerikanische Autor und Musiker Jaron Lanier, wettern gegen Wikipedia mit verbalen Kanonen wie »Schwarmintelligenz« oder »digitaler Maoismus«. Auch Wikipedia-Mitbegründer Larry Sanger hat dem Riesenwiki aus Qualitätsgründen abgeschworen und ein alternatives Enzyklopädie-Webprojekt namens Citizendium (http://en.citizendium.org/) gegründet.
Dass Anwender automatisch attraktive oder gut verwertbare Inhalte zum eigenen Webangebot beitragen, ist natürlich ein Traum vieler Anbieter. Doch einen Service zu etablieren, bei es mit dem »User Generated Content« tatsächlich funktioniert, ist schwer. Trittbrettfahrer, die bekannte Services kopieren, bleiben meist ebenso erfolglos wie Idealisten, die glauben, ein wenig Personality und ein Wiki würden genügen, um eine ganze Fachwelt unter einem Dach publizieren zu lassen.
Für engagierte Privatautoren, die ohne viele Hintergedanken Wissen im Web beitragen wollen, ist die Mitarbeit in einem kollektiven Wissens-Pool-Projekt mittlerweile jedoch eine ernsthafte Alternative zur eigenen Homepage.