Immer mehr Menschen kommen in den Genuss bezahlbarer Flatrates. Online-Sein wird zum Normalzustand, umständliche Einwahlvorgänge entfallen. Das Internet wird nach einer Weile als ganz natürliche Erweiterung der eigenen Computerumgebung empfunden. Eine Folge davon sind Webanwendungen, die mit dem Anspruch antreten, Programme zu ersetzen, die man bislang nur als Software auf dem eigenen PC installierte. Solche Webanwendungen, die verfügbare Server- und Browser-Technologien meist bis zur Schmerzgrenze ausreizen, werden als »Rich Internet Applications« (RIA) bezeichnet.
Ein klassisches Beispiel sind webbasierte E-Mail-Anwendungen wie Google Mail oder Hotmail. Immer bedeutender werden aber auch Online-Office-Anwendungen, also Textverarbeitung, Spreadsheets oder Präsentationen inklusive der Online-Speicherung entsprechender Dokumente und Konvertierbarkeit nach PDF, MS Office oder Open Document-Formaten. Terminkalender, Notizen oder persönliche Fotoalben inklusive Bildbearbeitung sind weitere typische webbasierte Services, die häufig auch kostenlos gegen einfache Registrierung nutzbar sind.
Die Vorteile solcher Anwendungen liegen auf der Hand: Online gespeicherte Daten sind unabhängig vom benutzten Rechner und lassen sich beispielsweise auch über Internetcafés pflegen. Dokumente lassen sich von Arbeitsgruppen und räumlich entfernten Team-Mitgliedern gemeinsam bearbeiten. Die Daten sind beim Hosting-Provider oftmals besser vor Unfällen wie Festplattencrashs geschützt als am heimischen PC. Viele Rich Internet Applications nutzen HTTPS als Standardübertragungsprotokoll, was das Ausspionieren von übertragenen Daten zuverlässig verhindert.
Allerdings schützt in der Regel nur ein einziges Login-Passwort die Daten vor unerlaubten Zugriffen. Je nach Internetzugangskonfiguration ist die Hürde für einen unerlaubten Zugriff von außen auf den eigenen PC jedoch auch nicht unbedingt höher. Schwerer wiegt dagegen ein anderer Einwand, nämlich der Verdacht, Hosting-Provider könnten die von Anwendern anvertrauten Daten für eigene kommerzielle Zwecke missbrauchen, weiterverkaufen oder an staatliche Stellen denunzieren. Besonders der Suchmaschinengigant Google, der von E-Mail über Kalender, Notizen, Bookmarks, Office bis hin zum Beitragen von Bewertungen zu Google Maps oder von Fotos zu Google Earth etliche Rich Internet Applications kostenlos und ohne aufdringliche Werbung anbietet, steht bei vielen kritisch gesinnten Anwendern unter Generalverdacht.
Der Trend zu den RIAs und zur Online-Datenhaltung geht indessen weiter. Das verrät beispielsweise der hitzige Kampf zwischen Google, Microsoft, Zoho und anderen um die Vorherrschaft auf dem Gebiet der Online-Office-Suites.